Beim Experimental-Archäologischen Wochenende am 24.10. und 25.10.2020 konnten die Besucher des Archäopark Vogelherd eine neue Methode zur Herstellung von Birkenpech (Steinzeitkleber) erleben. Der 2019 erschienene Artikel zur Birkenpechproduktion (https://www.pnas.org/content/116/36/17707.short) von Schmidt et al. legt nahe, dass es eine sehr einfache Möglichkeit zur Birkenpechherstellung gibt. Bisher wurde vermutet, dass die Herstellung von Birkenpech als ein Nachweis von komplexen Verhalten angesehen werden könnte, da bislang angenommen wurde, Birkenpech müsse unter Luftabschluss hergestellt werden.
Unsere Versuche am Archäopark Vogelherd lieferten den Beweis, dass Birkenpech auch unter aeroben (=unter der Beteiligung von Sauerstoff) Bedingungen hergestellt werden kann. Für die Versuchsreihe verwendeten wir ausschließlich Birkenrinde. Ähnlich zu dem von Schmidt et al. 2019 durchgeführten Experiment verwendeten wir Flusskiesel. Aus drei dieser Kiesel bauten wir einen kleinen Ofen, in dem wir die Birkenrinde langsam verbrannten. Das Birkenpech kondensierte an den Kieselsteinen und blieb daran haften. Sobald die Kieselsteine abgekühlt waren, konnte man das Birkenpech von den Steinen abkratzen und sammeln. Das nun fest gewordene Birkenpech musste anschließend erneut erhitzt und verflüssigt werden, um es zu verwenden. In nur wenigen Stunden konnten wir so circa 4g Birkenpech herstellen. Mit diesen 4g Birkenpech konnten wir unter anderem eine Pfeilspitze in einen Speer schäften und vier Rückenmesser (kleine Projektile) in einen Holzschaft kleben.
Benjamin Schürch, Anika Janas
Kleiner Ofen aus Kieselsteinen, in dem Birkenrinde verbrannt wird.

Die Glänzenden Flächen an den Kieselsteinen ist das Birkenpech.

Klinge aus Jurahornstein, mit der wir das Birkenpech von den Kieselsteinen abkratzten.

Pfeilspitze aus Obsidian, die wir mit dem selbst erzeugten Birkenpech in einen Pfeilschaft geklebt haben, und eine Muschel, die uns als Behälter für das Birkenpech gedient hat.
